Ist der niedergelassene Facharzt / die niedergelassene Fachärztin bedroht?
Zukunft der ambulanten Medizin
Immer weniger junge Kolleginnen und Kollegen entscheiden sich für die Niederlassung.
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die starke zeitliche Beanspruchung in der Praxis, Regresse für Medikamente, – für Heilmittelverordnungen, – Zeitüberschneidung etc. tragen dazu bei.
Viele Kolleginnen und Kollegen sind auch nicht bereit, die zusätzliche Verantwortung für Personal- und selbstständige Praxisführung zu übernehmen. Dies führt dazu, dass immer mehr Hausärzt*innen und Fachärzt*innen keine Nachfolger mehr für ihre Praxis finden.
Das Entlohnungssystem im EBM ist veraltet – in vielen fachärztlichen Bereichen deckt die Honorierung im GKV-Bereich nicht mehr die Kosten!
Das kann so nicht weitergehen!
Wir finden keine MFAs mehr – dies ist bereits in vielen Praxen faktisch eingetreten. Ohne medizinische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können wir unsere Praxen aber nicht führen (Empfangsbereich, OP, diagnostische Untersuchungen etc.).
Die Entlohnung unserer medizinischen Fachangestellten ist für das, was sie leisten nicht adäquat. Zunehmende Diskussionen mit Patientinnen und Patienten erhöhen die psychische Belastung.
Der Staat aber hat Geld – für Testzentren, die teilweise von vorbestraften Betrügern betrieben wurden, für sehr gut bezahlte Beratungen in Apotheken, für überteuerte Masken usw.
In den nächsten Monaten werden die KVen auf Landesebene und die KBV neu gewählt. Es ist Zeit für Veränderung.
Was soll sich ändern:
- Bezahlung jedes Arztbesuches, weg von der pauschalierten Honorierung
- Gleiche Bezahlung von Leistungen, die in Klinikambulanzen und in Praxen erbracht werden
- Förderung gemeinschaftlicher ärztlicher Strukturen, die nicht unter dem Einfluss industrieller Investoren stehen
- Tatsächlicher Bürokratieabbau sofort
- Digitalisierung, die für die Praxen Zeit spart und die Patientenversorgung verbessert
Der SFB Baden-Württemberg wird sich in der kommenden Legislatur für diese Ziele nachhaltig einsetzen.
Zur KV Wahl 2022 neu eine Frauenliste von und für niedergelassene Fachärztinnen
- weil die Medizin weiblicher wird, Frauen aber in den politischen Gremien immer noch unterrepräsentiert sind
- weil Fachärztinnen in der Niederlassung spezielle Bedürfnisse haben,
vor allem die Vereinbarkeit von Familie und Niederlassung.
(Das haben natürlich auch Männer vor allem junge, neu Niedergelassene, auch die dürfen uns wählen)
Wir wollen uns einsetzen
- für flexible von der KV finanzierte Weiterbildungsstellen für FachärztInnen.
- für die Vereinfachung von Jobsharing und Elternzeit auch in der Niederlassung.
- für moderne Medizin mit einer Digitalisierung, die unseren Bedürfnissen entspricht.
Es gibt im Moment nicht nur einen gesellschaftlichen Wandel, sondern auch einen in der Medizin, denn diese ist immer der Spiegel der Gesellschaft.
Diesen Wandel wollen wir mitbegleiten, um unseren schönen und freien Arztberuf zu erhalten und mit Freude ohne sinnlose Bürokratisierung und Digitalisierung arbeiten können.